Alltagswissen

Hier kommt nochmal ein in Uganda angefangener Artikel, den ich nie beendet habe…

Alltagswissen

Haus und Hof

  • Sicherheit: Unser Haus (Wohnung) ist zusammen mit 5 weiteren Wohnungen von einer großen Mauer umzingelt. Da es trotzdem scheinbar Diebstähle gab, wurde beschlossen, dass das große Tor, durch das man auf unser Gelände kommt, auch tagsüber geschlossen bleibt. Draußen gibt es (wie ich es sonst noch nirgends gesehen habe) eine Klingel. Manchmal kommt es vor, dass man 5-10 Minuten vor dem Tor steht, bis unser lieber Guard Nelson, die Vermieterin selbst oder ihre Maid öffnet. Weiterhin wurde nach und nach die Mauer weiter erhöht und an einigen Stellen ein Stacheldraht aufgesetzt.
  • Müll: Abfall wird hier i.d.R. verbrannt oder irgendwo auf die Straße geschmissen. Das mit dem Müll anzünden klappt inzwischen ganz gut. Manchmal wird man noch von vorbeilaufenden Menschen schräg angeguckt, weil es für sie sicherlich neu ist, eine „Weiße“ beim Müll verbrennen zu sehen. Wir haben allerdings sogar eine gewisse Mülltrennung. Im Hof steht eine große Tonne für „Biomüll“ (der sich wie vielleicht vorstellbar auch schlecht anzünden lässt). Diese Tonne wird, wenn sie voll ist, von Nelson entleert (fragt mich nicht,wo). Der Rest an Abfall wird vor dem Tor aufgeschüttet. Meistens zündet Nelson abends einen Müllhaufen an. Ich zünde useren Müll aber meist direkt an, wenn ich ihn rausbringe (muss ja nicht jeder sehen, was die Muzungus so an Müll produzieren…).  In meiner Gastfamilie habe ich mich lange gefragt, wo sie ihren Müll entsorgen. Es gibt einen kleinen Haufen unter dem großen Mangobaum, der ab und an vom Vater angezündet wird (Gut ist, wenn man nicht gerade seine frisch gewaschene Wäsche draußen hängen hat). Aber kaum vorstellbar – fast das einzige, was meine Gastfamilie an Müll produziert, sind Gemüse-/Obstschalen, die bei der Zubereitung von Essen entstehen. Okay, täglich eine Tüte, wo das Brot drin ist und manchmal gibt es Milch, die in Plastik verpackt ist. Ich habe schon manchmal, meinen Müll mit zur Arbeit genommen und dort entsorgt, weil es mir unangenehm war…
  • Tierische Mitbewohner: Als wir einzogen, gab es zwei Hunde auf dem Gelände, die sich schnell an uns gewöhnt haben. Eine der Hündin hat ca. 8 Welpen geworfen, wovon zwei vom Vermieter behalten wurden (was mit den anderen geschah ist uns unbekannt). Maria (und ich ein bisschen) haben versucht die Welpen, namens Emil und Anton, zu erziehen. Nelson hat sogar eine Hundehütte für die beiden gebaut, was aber leider zur Folge hatte, dass die Hundebabys manchmal tagelang darin eingesperrt waren. Es ist aber nun mal so, dass Hunde sich hier ihr Fressen auf der Straße suchen. Die ekligen Überreste, auf denen schon Haare wachsen und 1000 Ameisen herumkrabbeln, sind eigentlich auch Hunden kaum zumutbar. Zudem war Wasser auch nicht immer vorhanden. Die beiden anfangs so spielerischen Welpen wurden mit der Zeit schwächer und lagen irgendwann tot im Stall =(. Es wurde ein neuer Welpe angeschafft, der nach Marias Ermahnung nicht in der Hütte gehalten wurde. Bruno geht es bisher gut und langsam versteht er es auch, dass er nichts in unserem Haus zu suchen hat, was man daran erkennt, dass er ins Wohnzimmer stürmt und sich sofort reumütig mit Unschulds-Hundeblick auf den Fliesen herumkugelt. Ich hoffe, dass sich auch noch jemand lieb um den Kleinen kümmert, wenn wir nicht mehr da sind (aber unsere kleinen Nachbarskinder spielen auch manchmal mit dem Hund). Weiterhin haben wir ab und zu mal eine Maus zu Besuch. Um sie einzufangen, haben wir leider nur ein Klebepad gefunden haben, woran die Maus mit ihren Beinchen hängen bleibt und dann kläglich versucht sich zu befreien und dabei nur noch mehr Unheil anrichtet. Als Maria das erste Mal eine Maus gefangen hat, blieb ihr nichts anderes übrig, als sie mit einem dicken Backstein von den Qualen zu erlösen. Zudem befinden sich immer wieder mal kleine Geckos an unseren Wänden oder auch eine Kakerlake unter dem Gaskocher, von unzähligen Ameisen mal ganz zu schweigen. Ganz besonders nervig fand ich ja schon immer Fliegen, wovon es hier auch nicht wenige gibt. Mücken muss ich, glaube ich, wohl nicht erwähnen…
  • Wo wir vorhin beim Thema Nachbarskinder waren: Gegenüber wohnt eine Familie mit 4 Jungen (ca. 3-15 Jahre alt). Ich weiß immer noch nicht genau, ob die Frau im Haus, die Mutter oder Oma (oder gar Tante?) ist. Sehr gesprächig sind sie nicht aber wenn man morgens „Good morning“ herüberruft, wird auch geantwortet oder wenn sie uns abends daran erinnern, das Außenlicht anzuschalten, sobald es dunkel wird. Mein kleiner stiller Freund ist der jüngste Knabe, der immer auf der Veranda am Zaun steht und herüberschaut. Wenn man winkt, winkt er zurück aber sprechen tut er eigentlich nicht. Manchmal wird man auch herzhaft von ihm ausgelacht, wenn man stolpert und sich fast hinlegt… Dagegen wohnten neben uns lange Zeit „die Monster.“ Rotzfreche Kinder, die einem auf der Straße entgegenkommen und einen nicht mal angucken. Wenn man dann absichtlich laut „Good afternon“ ruft, kommt vielleicht mal ein kleinlautes Gebrummel. Die Kinder sind den ganzen Tag laut, rennen herum und glotzen durch unsere Fenster. Nach 10-maligem Ermahnen bin ich einmal rübergegangen und habe sie noch einmal ermahnt – leider war die Mutter nicht zu Hause. Als sie dann aber nach einiger Zeit anfingen so dämliche Sachen zu machen, wie Dinge aus meinem Fenster zu klauen (es zwar auch wieder hinstellen aber naja), Maracujaschalen durch unsere offenen Fenster zu schmeißen oder den Welpen durch die Gitterfenster zu quetschen und auf unsere Spüle stellen, ging es wirklich zu weit. Miri ist stinkwütend zur Mutter gelaufen und hat sich (auf nette Weise) beschwert – danach wurde es erstmal besser und kurze Zeit später zog die Rasselbande dann aus.
  • Täglich schlafe ich unter einem Moskitonetz ein, zur Prävention einer Malariaansteckung; trotzdem habe ich durchgehend irgendwelche juckenden Mückenstiche auf der Haut, da ich ja nicht den ganzen Tag im Imkeranzug herumlaufe…
  • Kochen findet bei uns auf dem Fußboden statt. Hier wird geschnippelt und gemixt, geschält und umgerührt, Töpfe abgestellt und meist auch anschließend gegessen. Dass der Zwei-Platten-Gaskocher auf dem Fußboden steht, ist ganz schön anstrengend und manchmal für den Kreislauf eine echte Herausforderung (so von wegen orthostatischer Dysregulation ;p). Somit geht auch das Kochen ganz schön aufs Kreuz. Einen Backofen wünsche ich mir manchmal sehnlichst – er ist aber nicht der einzige Grund, weshalb es irgendwie häufig das gleiche zu Essen gibt (Spaghetti mit Tomatensoße, Kartoffeln mit Möhrengemüse, Gemüsepfanne mit Reis). Zum Gaskocher gehört immer auch eine Gasflasche; diese 12,5 kg-Flasche hat in unserem 3-Personen-Haushalt eigentlich immer genau 2 Monate gehalten (inkl. Trinkwasser abkochen), im letzten Monat war sie aus Gründen, die ich hier nicht weiter ausführen möchte, schon nach einem guten Monat leer (super toll, wenn man halb fertige Nudeln und eine semigare Gemüsesoße auf dem Herd hat und die Flamme langsam erlischt). Um eine neue zu kaufen, müssen wir den Zylinder abmontieren, die Gasflasche zur Hauptstraße tragen bzw. Boda-Bob (unser vertrauensvoller Boda-Fahrer, der bei uns in der Nähe seine „Stage“ hat), dann wird die Flasche auf das Zweirad gespannt, man setzt sich hinter den Fahrer und ab geht die Post zur nächstgelegenen Total-Tankstelle, wo die leere gegen eine volle Flasche eingetauscht wird, womit es dann wieder nach Hause geht. Für die letzten drei Wochen hat es sich nicht mehr gelohnt eine neue Gasflasche anzuschaffen (abgesehen davon, dass das Gas sowieso in ganz Kampala aus war – zumindest an Total-Tankstellen). Daher haben wir uns spontan noch eine elektrische Herdplatte zugelegt, womit das Kochen zwar dreimal so lange dauert und der Strom (dazu später mehr) rasant in den Keller schießt aber immerhin muss man nicht jeden Tag essen gehen…
  • Badezimmer: Wer auch immer sagt, dass man sich irgendwann an eine kalte Dusche gewöhnt, lügt! Es ist selbst nach einem Jahr immer noch eine Überwindung sich unter die kalte Dusche zu stellen. Das Haare waschen wird seltener, die Duschzeit immens verkürzt (würde in Deutschland eine erhebliche Wasserersparnis geben, sollte es nur kalte Duschen geben). Dass das Badezimmer ständig feucht ist, weil der Abfluss ja nicht die tiefste Stelle des Raumes ist, sondern die Mitte des Badezimmers, ist auch unschön aber es sind alles Dinge, die ich nun in meinem Heimatland zu schätzen weiß.
  • Strom: Die Stromnutzung funktioniert hier nach dem Prepaid-Prinzip. Wir haben eine Nummer für unsren Stromzähler, gehen damit zum nächsten Shop, kaufen Strom, bekommen eine andere Nummer und geben diese in unseren Stromzähler ein. Strom aufgeladen. Bei genauerem Hinsehen ist es in dem Sinne sinnvoll, dass es den Stromanbietern (bzw. den Stromanbieter, denn ich glaube es gibt eigentlich nur einen) das Leben rettet – denn so kann nur Strom nutzen, wer ihn auch zahlen kann. Internet und ich glaube auch Fernsehen funktionieren nach dem gleichen Prinzip. In unserer 3er – WG verbrauchen wir am Tag durchschnittlich 1,5 Kilowattstunden Strom. Dabei haben wir nur Licht und unsere Handys und Laptops zum Laden – während es zu Hause einen Durchlauferhitzer gibt, einen Elektroherd, einen Kühlschrank, Fernseher und und und. Circa die Hälfte unseres Stromverbrauches fällt schon auf die Glühlampe vor unserem Haus ab (die MUSS nachts an sein…). Was Stromausfall betrifft, haben wir eigentlich ganz gut Glück gehabt. Es gehört dazu und es kommt auch schon manchmal vor – meistens gehäuft in einer bestimmten Zeit – aber in der Regel ist der Strom am nächsten Tag wieder da.
  • Unser Wasserverbrauch liegt bei durchschnittlich 4m³ im Monat. Das meiste verbrauchen wir wahrscheinlich beim Waschen. Ich frage mich, ob Handwäsche oder Waschmaschine wassersparender ist…
  • Einkaufen: Nach ein paar Monaten haben wir uns dafür entschieden, getrennt einzukaufen, da es mit dem gemeinsam Essen doch abgenommen hat. Wie auch immer – das meiste habe ich mir dann aber doch mit Maria geteilt. Dinge wie Klopapier, Seife etc. haben wir trotzdem noch alle gemeinsam bezahlt (bis vor kurzem). Solche Sachen haben wir (bzw. i.d.R. zwei von drei) meistens aus großen Supermärkten aus der Stadt besorgt. Gemüse, Obst, Eier, Milch etc. bekommt man bei uns in der Straße. Mittlerweile haben wir unsere Standard Shops, an denen wir meistens einkaufen – einen für Eier und Milch (bzw. zwei – kommt auf die Richtung an, aus der man kommt), einen oder zwei für Obst und Gemüse, einen für Chapatti und Rolex, einen fürs Bierchen,…

Wetter

  • Die Frage „Wie warm ist es denn bei dir habe ich schon oft gehört und kann sie nie beantworten. Sehr warm bzw. heiß… Ich glaube, es gibt nicht mal einen Wetterbericht im TV. Wenn man auf der Wetterapp nachschaut, zeigt sie eigentlich immer Blitz und Donner, da es irgendwo in/um Kampala immer gewittert, auch wenn es ein paar Kilometer weiter strahlender Sonnenschein ist. Wenn es trocken ist, ist es in der Regel auch ziemlich warm (so wie bei uns heiße Sommer). Zieht allerdings mal ganz spontan eine Regenfront auf (das kann sich innerhalb von 5 Minuten unvorhergesehen ergeben), wird es schnell ziemlich kühl (und nass). Alle Ugander retten sich dann sofort ins Trockene – mir scheint, die meisten seien sehr wasserscheu. Wenn es regnet, bin ich meistens so gut wie die Einzige auf der Straße – egal wo.
  • Auf die Trockenzeit kann man sich auch nicht mehr verlassen. Diese, die von Juni bis September gehen soll, gab es eigentlich nicht. Die längste Trockenperiode ging ca. 2 Wochen. Ansonsten hat es zwischendurch immer mal geregnet (was ich nicht schlecht finde). Die Trockenzeit von Dezember bis Februar war dagegen ausgeprägter. Ab dem 26.12.2015 hat es nicht mehr geregnet und das hat auch ein paar Wochen angedauert.

Menschen

  • Frisuren: Es geht nicht ein Jahr in Kampala zu sein, ohne ein einziges Mal die Haare flechten zu lassen. Maria und ich haben es im Juni vollbracht und kehrten in unserer Straße in einen Saloon ein. Nachdem die Damen ihr Mittagessen beendet hatten, legten sie bei Maria los. Es dauerte ca. 4-5 Stunden. Danach war ich dran und saß bis Mitternacht im Saloon. Zwischenzeitig flochten 3 Frauen an meinem Haar – jede bog und zog sich meinen Kopf so, wie es ihr am besten passte. Es wurden mir bestimmt ein Kilo Kunsthaar ins Haar geflchten – es wird immer nur eine Mini-kleine-Strähne echtes Haar genommen und dann mit einer Strähne Kunsthaar verknotet. Die Prozedur war meinem (und Marias) Empfinden nach sau(!!!) schmerzhaft. Als es am Anfang schon weh tat, dachte ich, mit der Zeit wird es bestimmt besser – aber nein, bis zum Schluss wurde ich gequält – naja, ich habe es mir ja so ausgesucht. Zwischenzeitig drückte und riss ich schon an meinem Schal wie eine Bekloppte um nicht lauthals zu schreien. Es gab keine wirkliche Erlösung als die Frisur saß. Es fühlte sich wie ein Helm auf meinem Kopf an und mein Gesicht spannte unglaublich, da die Tonnen Haare es nach hinten zogen. Ich hatte das Gefühl, dass ich durchgehen ein dämliches Grinsen im Gesicht hatte, da meine Mundwinkel mit hochgezogen wurden. Ob der Schmerz sich nach ein paar Tagen lockerte, weiß ich nicht. Denn: Marias Haare wurden am nächsten Morgen auf einer Busfahrt von uns wieder aufgeflochten und meine bei Ankunft – pure Erleichterung. Ich bin fest davon überzeugt, dass wer sagt, dass es überhaupt nicht wehtue, lügt. Aber wie können es kleine 3-Jährige Mädchen aushalten? Naja, vielleicht haben ugandische Frauen ein anderes Schmerzempfinden. Obwohl, Marias Kollegin meinte, sie wirft sich vorher immer eine Paracetamol ein (leider hat sie diesen Tipp erst hinterher gegeben).

Und ganz nebenbei: Ich finde, solche Braids/Zöpfe/Dreads oder was auch immer, passen auch einfach nicht zu Bleichgesichtern…

  • Kleidung: Frauen tragen nur lange Kleider oder Röcke? Stimmt nicht. Es ist zwar viel üblicher in Uganda, dass Frauen jegliche Kleider und Röcke tragen aber es gibt auch Hosen tragende Frauen und Mädchen. Nagut, meine Gastmutter habe ich, glaube ich, nie in einer Hose gesehen (dafür aber mehrmals oben ohne – Schamgefühl ist hier irgendwie anders: manchmal sehr viel stärker, manchmal sehr viel weniger als bei uns). Im Allgemeinen wird hier viel mehr traditionelle Kleidung getragen, z.B. die Gomez (Kleider), die schonmal in einem anderen Artikel von mir vorkamen. Aber auch sonst wird alles getragen –von Abendkleid über Jogginghose bis Karohemd – alltags oder zu Festen. Ob die Kleidung gut sitzt oder den ein oder anderen Fleck bzw. Loch hat, ist dabei von geringerer Bedeutung. Übrigens tragen Frauen abends in Clubs/Bars auch schon mal gerne sehr sehr knappe Outfits mit grooooooßem Dekolleté. Meine Gastgeschwister hatten immer Kleidung, die sie zu Hause trugen, die oft sehr zerschlissen waren, zu kurz oder einfach „abgängig“ (so würden wir es hier vielleicht ausdrücken) und Kleidung (oder besser ein paar wenige Outfits), die sie anzogen, wenn es z.B. in die Kirche geht oder sie zu mir nach Lugala zu Besuch kamen.

 

usw. usw.

 

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